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Tante Elsie und mein letzter Sommer: Ausgewählte Erzählungen. Deutsche Erstausgabe


Tante Elsie und mein letzter Sommer: Ausgewählte Erzählungen. Deutsche Erstausgabe
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Beschreibung

Im August kam Tante Elsie.
Der Lärm der Stadt und die harten Holzpulte der Schule hatten sich bereits fest in meinen Gedanken verankert. Die Sonne versank immer schneller hinter dem Land der großen Kiefern auf der anderen Seite des Wassers. Ich war mir sicher, wenn ich nur das Motorboot nehmen und die dunkle Klippe mit der leer stehenden grünen Hütte umrunden dürfte, würde ich das Zischen hören und sehen können, wenn die Sonne in eine der Buchten hinter dem Kiefernwald fiel; aber Papa meinte, das Boot sei viel zu kippelig.
Einige Jahre vergingen, unser Boxer Bruno gewann eine Dritter-Platz-Schleife bei einer großen Hundeausstellung und lief immer seltener weg, mein Bruder Kenneth zog zu Hause aus, an den Wintersamstagen bekamen wir schulfrei, aber gleichzeitig wurde der Sommer kastriert; es war nicht mehr der September, der die Grenze markierte, sondern der sechzehnte oder achtzehnte August. Wir aßen Flusskrebse, Onkel Walle holte sie in Tammerfors, blaugrau und grauslig krabbelten sie in ihren Pappkartons, wurden in den Kochtopf geworfen und wurden rot und tot. Die Raubfische erwachten aus ihrer Juliträgheit, die Zander gingen wieder ins Netz. Inmitten des schweren, dunklen Grüns gab es einen Abgrund, das spürte ich, obwohl ich erst viel später gelernt habe, die Worte dafür zu finden.
Im August wartete ich auf Tante Elsie.
Sie kam mit einem Duft aus Tabak und Moschus, Großstadt und Lachen. Tante Elsie setzte eine Zäsur, ihre Stimme war laut und gierig, durchdrang die Genügsamkeit und übersättigte Ruhe, die im August über Lönnbacka hing. Ihre Haare kräuselten sich bis zur Taille, so schwarz wie die Kohlenhalden neben den Kraftwerken, die der Stadt Wärme spendeten. Die Stadt! Vielleicht war dies ja das Geheimnis Tante Elsies - dass sie an Helsingfors erinnerte. Sie war hektisch und schnell, ihre Kent rauchte sie mit energischen Zügen, die ihre Wangen zu zwei großen Gruben zusammenzogen, und die Schritte, mit denen sie ging, waren so kurz, dass es aussah, als würde sie laufen. Auf ihrem Nachttisch in der Saunakammer lagen stets vier Bücher, alle mit einem Eselsohr irgendwo in der Mitte.
Tante Elsie war nicht wie wir anderen; sie war maßlos, spielte Fußball mit mir und meinem dicken Cousin Robin, wanderte rastlos auf Lönnbacka umher, rauchte Kette, las in einem fort und genoss so gierig und redete über so viele Dinge gleichzeitig, dass Großmutter, die das halbe Jahr dort draußen in der Stille lebte und außerdem alt war und in aller Ruhe über die Dinge nachdenken wollte, oft aussah, als würde sie nichts verstehen.
»Elsie, Liebes«, sagte sie, »du solltest dir deinen Kopf nicht mit so vielen Dingen voll stopfen. Was du nicht verdaut bekommst, kann schmerzhaft für dich werden.«
Tante Elsie lachte und schüttelte energisch den Kopf, sodass sich der schwarze Schwall wie ein Vorhang über ihre Augen legte.
»Ich bin noch jung, ich schaff das schon.«
Ich fand nicht, dass Tante Elsie jung war. Für mich waren sie alle alt und dem Tod und Verschwinden auf eine Weise nahe, die mir manchmal eine leichenblasse Angst einflößte, allein zurückzubleiben: Papa und Mama, Großmutter, Onkel Walle und Satu, die Onkel Walles Frau und Robins Mama war und Finnisch sprach, und Tante Elsie; sie alle hatten schon so unfassbar lange gelebt.
Aber wenn Tante Elsie nicht jung war, so war sie dennoch schön, auf die gleiche Art schön wie Helsingfors, wenn man am Tag vor dem Schulbeginn zurückkehrte und die Stadt am Ende der Autobahn vor einem lag, mit all ihren Menschen und all ihrer Gier.

Jeden Morgen steht Tante Elsie vor der Sauna. Vor ihr steht eine gesprungene Emailleschüssel. Tante Elsie beugt sich über die Schüssel. Es ist immer früh, alle anderen schlafen. Tante Elsie wäscht sich unter den Armen, ihre Brüste schwingen wie gewaltige Pendel von links nach rechts und wieder zurück, das Wasser spritzt, und Tante Elsie pfeift vor sich hin. Robin und ich ste

Eigenschaften

Breite: 118
Gewicht: 331 g
Höhe: 22
Länge: 187
Seiten: 320
Sprachen: Deutsch
Autor: Kjell Westö, Paul Berf

Bewertung

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